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Tipps Für Wilhelm – Put Your Head On My Shoulder

Wisst ihr noch, wie wir uns damals kennengelernt haben. Alles begann mit „Wir wurden Alt und dann nüchtern, wir haben riesige Schultern, unsere Hände tragen Falten, sind zu tief, muss man behalten …“, schon mit diesen simplen, wie auch wunderschönen Zeilen, hattet ihr meine komplette Aufmerksamkeit. Sofort hab ich mich angesprochen gefühlt. Textlich war ich also abgeholt und musikalisch hatten mich die Singles ‚Ich sehe dich du mich nicht‘ und ‚Bitumen‘ voll ends umgehauen. Denn ich war und bin absoluter Fan der Hamburger Schule. Kante, Kettcar, Tomte und Blumfeld schiessen mir sofort ins Gedächtnis als ich TIPP FÜR WILHELM das erste mal hörte.

Was auch Sänger und Songwriter Guillermo Morales bestätigt: “ Es ist auch kein Zufall, dass sich ein Hamburger Schule-Gefühl durch die Lieder zieht, nicht von ungefähr fühlt man sich z.B. an Kante, irgendwo zwischen „Zombi“ und „Die Tiere sind unruhig“, erinnert. „Im Laufe der letzten Jahre habe ich viel Kante gehört. Auch Blumfeld. Auch Tomte und Kettcar. Diese Einflüsse sind da.“

Die neue Platte ‚Put Your Head On My Shoulder‘ ist das schwierige zweite Album nach dem Debüt ‚Hornissen‘ von 2013. Während die erste Platte noch sehr fröhlich, leichtfüßig und nahezu euphorisch klang. Merkt man der neuen Platte eine gewisse Reife an. War man 2013 die frühen Kettcar, ist man auf der neuen Platte Kante anno 2006. Guillermo, Bassist Thomas Wosnitza und Schlagzeuger Ruud van der Zalm sind halt auch älter geworden und das beweisen sie auf der Platte eindrucksvoll.

Die neuen Songs sind deutlich erwachsener und das meine ich als großes Kompliment. Nach dem ersten Durchlauf fand ich die Platte schon sehr düster, aber mit jedem weiteren Durchlauf hab ich das Album besser verstanden, die Songs verstanden. Es ist die Art und Weise, wie Guillermo Songs schreibt, die mich komplett begeistert. Kein Song läuft einfach so durch, in jedem Lied gibt es eine Überraschung oder etwas Unvorhersehbares. Dieser Crescendo Moment.

Die Geschichten hinter den Liedern runden den Gesamteindruck ab. Zum Beispiel die Geschichte eines Flüchtlingspaars in ‚In den Slums von Disneyland‘, dazu Guillermo: „Ich habe es aufgearbeitet, ohne das Thema eins zu eins zu behandeln. Ich habe mir die Geschichte eines Pärchens angeschaut, das über den Balkan nach Deutschland gekommen ist. Es geht darum, wie die beiden zusammenhalten.“ Oder dass sich hinter „Die Verwandlung der Susanne O.“ ein Liebeslied steckt: „Meine Freundin heißt Susanne, und ich wollte ihr ein Liebeslied schreiben. Aber keines, das offensichtlich ist. Sondern etwas, das bei ihr Eindruck schindet“, lacht er. „Deshalb handelt das Lied davon, wie sie auf mich wirkt. Wie stark sie ist. Sie verwandelt sich hier in einen Wolf, denn ich wollte etwas schreiben, das abseits einer normalen Ballade ist.“

Ich hätte also nie gedacht, als ich ‚Put Your Head On My Shoulder‘ das erste Mal gehört habe, dass es eine der besten deutschsprachigen Platten der letzten Jahre ist. Und ich bin natürlich unglaublich dankbar für diesen treuen Wegbegleiter durch den Herbst in Berlin.

09. November – Berlin – Privatclub / Recordreleasekonzert
04. Dezember – Emden – Cafe Einstein
07. Dezember – Köln – Lagerfeuer Deluxe
08. Dezember – Marburg – Wohnzimmerkonzert
10. Dezember – Mainz – Klein Aber Schick
13. Dezember – Chemnitz – aaltra
14. Dezember – Gelsenkirchen – Wohnzimmer GE
​15. Dezember – Hof – Kunstkaufhaus